Wahlendow
 
in Pommern

Geschichte

1921

Im August 1921 stirbt der ehemalige Flügeladjutant Kaiser Wilhelms II. und Major a. D. Raimund Erich Leo von Caprivi Caprara de Monte Cucculi plötzlich an einem Herzleiden. Zurück bleiben seine Witwe Frida und vier Kinder. Erst zwei Jahre zuvor hatte er mit seiner Familie das Herrenhaus bezogen. 1915 hatte Leo von Caprivi das Rittergut Wahlendow von einem Hauptmann Gerhard gekauft und das Herrenhaus umbauen lassen.

Das Wahlendower Herrenhaus soll eher einem vornehmen Bürgerhaus am Pariser Platz in Berlin geähnelt haben. In Wahlendow wird bis heute erzählt, dass "das Schloss" hundert Zimmer hatte. Tatsächlich soll Leo von Caprivi beim Umbau darauf geachtet haben, dass das Haus geradezu von Licht durchflutet war und nirgendwo Dunkelheit herrschte, erinnerte sich einer seiner Söhne Jahrzehnte später. Die Küche wiederum soll so geräumig gewesen sein, dass alle vier Kinder zugleich mit Fahrrädern um den Herd kreisen konnten. Nicht zuletzt habe es sieben komplette Badestuben und sechs separate Toiletten gegeben, da man von Anfang an mit vielen Gästen rechnete.

Doch die Pracht ist nicht von Dauer. Frida von Caprivi hatte das Gut 1930 an die Pommersche Landgesellschaft verkauft, die es aufsiedelte. 1936 ist vom "Wahlendower Schloss" so gut wie nichts mehr übrig.  Mit dem beim Abriss gewonnenen Baumateriel wurden offenbar in Wahlendow und Umgebung Häuser für Neusiedler errichtet.


1865

Adalbert von Hackewitz, der das Rittergut Wahlendow im Vorjahr von seinem Vater Carl Gustav von Hackewitz geerbt hatte, lässt mit großem Kostenaufwand ein Herrenhaus nach den Plänen von Eduard Titz errichten. Der zu seiner Zeit ziemlich bekannte Architekt beschäftigt sich eigentlich mit Berliner Wohnhäusern und Theaterbauten, ist aber auch an den Herrenhäusern in Schwerinsburg und Löwitz tätig. Als die „Villa von Hackewitz“ fertig ist, soll der Bauherr pleite gewesen sein. Er ist es aber auch, der den Platz am heutigen Park als Bauplatz ausgewählt und vermutlich auch den Park angelegt hat. Ursprünglich befand sich das Herrenhaus an anderer Stelle.

Zu der Zeit hat das Rittergut Wa(h)lendow laut „Landbuch des Herzogthums Pommern“ 159 Einwohner, darunter fast 30 Tagelöhner, zehn Mägde und Knechte, jeweils einen Eigentümer, Pächter und Verwalter, sowie einen Handwerker, bei dem es sich wohl um den Schmied handelt. Zumindest wird das einzige„Fabrikgebäude“ im Ort im Landbuch als Schmiede benannt. Es gibt eine Schule, zehn Wohnhäuser, 14 Wirtschaftsgebäude. An Vieh werden 39 Pferde gezählt, 63 Rinder, 88 Schweine und 1138 Schafe. Das Gut „Walendow mit Weißmühl“ ist 2500 preußische Morgen – also 625 Hektar - groß.


1797

Moritz Ulrich von Horn, der letzte Vertreter der Wahlendower Linie des alten vorpommerschen Adelsgeschlechts von Horn, hat es weit gebracht. Immerhin war er Mitglied der schwedischen Regierung in Pommern. Als Moritz Ulrich am 20. Oktober 1797 ohne Nachkommen starb, war das Gut Wahlendow allerdings schon nicht mehr im Besitz der Familie. Sein Onkel Claus Friedrich hatte es an Johann Adolph von Mühlenfels, einen schwedischen Offizier, verkauft.

In den „Intelligenzen von täglichen Vorkommenheiten in Pommern und Rügen“ vom 23. Juli 1756 heißt es, dass nach dem Tod von Erdmann Joachim von Horn dessen jüngere Brüder Claus Friedrich das Gut Wahlendow „nebst der weißen Mühle“ und Carl Gustav das Gut Buggow in Besitz genommen hatten. Das alles sei unter Einwilligung des jüngsten Bruders Ernst Philipp geschehen, der wiederum der Vater von Moritz Ulrich von Horn und ebenfalls schwedischer Regierungsrat war.
Das Gut Wahlendow war damit knapp 300 Jahre im Besitz der Familie von Horn.


1694

Als sein König ihn und acht weitere junge Männer über die Ostsee schickte, um Vorpommern zu vermessen, war Olof Spaak Anfang 20. Die Region war nach dem Dreißigjährigen Krieg an Schweden gefallen. Zu jener Zeit bediente sich das skandinavische Königreich einer sehr effektiven Steuerpolitik, die auf einer möglichst genauen Kenntnis des Landes beruhte. Im Oktober 1690 befahl König Karl XI. die Vermessung Schwedisch-Pommerns, nachdem sich die pommerschen Stände lange gegen diese Maßnahme gewehrt hatten. Im April 1691 wurde eine Gruppe von neun jungen Landmessern zusammengestellt, die am 20. Mai des Jahres nach Pommern übersetzten.

Die Landmesser reisten von Frühjahr bis Herbst von einem Dorf zum nächsten und so kam Olof Spaak im Jahr 1694 nach Wahlendow. Geboren wurde er 1668 als Sohn des Pfarrers Nils Spaak in Millesvik (Värmland). Er studierte in Uppsala, bevor er Landvermesser wurde. Ab 1695 studierte er in Greifswald, wo er Magister wurde und anschließend Pfarrer in seinem Geburtsort. Er starb 1719. Hinterlassen hat er nicht nur eine detaillierte Karte und Beschreibung der Felder, Wiesen und Wälder in der Gemarkung Wahlendow, sondern auch den rätselhaften Verweis auf eine Kirche, die es dort gegeben haben soll.


1514

Claus von Horn empfängt einen fürstlichen Lehnsbrief für sich und seine Nachkommen unter anderem über 22 Hufen in Wahlendow, 10 Hufen in Buggow und 6 Hufen in Steinfurth. Die Hufe ist ein altes Flächenmaß, das von Region zu Region verschieden groß ausfällt. Ursprünglich beschrieb eine Hufe eine Fläche, die  mit einem Pflug bestellt werden kann und demnach der Arbeitskraft einer Familie entspricht. im Jahr 1616 legte der pommersche Landtag fest, dass eine pommersche Landhufe 30 pommerschen Morgen entspricht, was wiedrum knapp 20 Hektar sind. Die Fläche, die Claus von Horn in Wahlendow zum Lehen erhält, ist also etwa 430 Hektar groß. Der Lehnsbrief erlaubt es Claus von Horn, die Flächen nach eigenem Gutdünken zu nutzen. Im Gegenzug muss er seinem Lehnsherren - dem Herzog von Pommern - Treue und unter anderem militärische Unterstützung zusagen.

Die Familie von Horn ist eines der ältesten Adelsgeschlechter in Pommern. Ihr ursprünglicher Stammsitz war Ranzin. In der dortigen Kirche ist auch das Grabmal von Michael Horn (das "von" wurde erst später üblich) zu finden, der als erster urkundlich genannter Vetreter der Familie gilt. Sie besaß im Laufe der Zeit mehrere Güter in der Region ganz oder zum Teil. So bildete sich auch die Wahlendower Seitenline heraus, die mit Claus von Horn begann, der noch einige gleichnamige Nachfahren haben sollte. An einen davon erinnert eine Grabplatte an der Rubkower Kirche.


1462

Als zwei Männer mit Nachnamen Keding, die aus Bömitz und Klitschendorf stammen, dem Krumminer Nonnenkloster unter anderem etwas Land verkaufen, ist unter den Bürgen des Vertrages auch ein Gereke Kolze aus Walendow, wie es in der entsprechenden Urkunde heißt. Ein knappes Jahr später taucht dort auch ein Arnd Köller oder Colre auf, ebenfalls wohnhaft in Wahlendow. Von "Beruf" ist er Vogt in Wolgast, also der Vertreter des Landesherren. Der ist in diesem Fall Erich II:, Herzog von Pommern-Wolgast. In späteren Urkunden wird er auch "Colze" oder "Kolze" geschrieben. Gut möglich also, dass er ein Verwandter von Gereke Kolze war.